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Mittwoch: Der Eröffnungsfilm: »NAPOLA – Elite für den Führer«



Von Harald Manninga

Napola: Friedrich und Albrecht

»Och nöö, ne?, nich schon wieder ein Nazifilm...« Oder auch: »Wenn das nicht der Eröffnungsfilm wäre, würd ich gar nicht hingehen...« - So Dinge wie jetzt neulich »Der Untergang« und der krampfige Hype darum oder auch die vom laufenden Meter Archivmaterial geschnittenen, sich als Dokumentationen ausgebenden Betroffenheits-Schmalzetten à la Guido Knopp (et al.) haben inzwischen einigen Überdruss erzeugt. Immer dasselbe Gequatsche darüber, wie »menschenverachtend« und »zynisch« und »mörderisch« und so was alles das Naziregime und Nazideutschland damals war, Terror, Diktatur, blablabla, und dass man den heutigen »Anfängen« und dergl. »wehren« muss, damit das nie wieder, blablabla... Man muss gar nicht irgendwie dumm rumwalsern, um auf so was erst mal keinen Bock mehr zu haben. Wir wissens einfach langsam. Hitler und Nazis, das ist so absehbar in Genre, Aussage und dergleichen wie die Chiffre »Lady Chatterley«.



Das mag man denken, taten auch viele in Hof, als sie in der Kartenschlange standen und sich ihr Wochenprogramm nochmal neu zusammensuchten, und Recht hatten sie ja irgendwie. Aber nu war der Film über ein Nazi-Internat eben Eröffnungsfilm, also geht man halt doch auch hin. Und zumal wenn einem der Name Dennis Gansel vielleicht was sagt, der sich mit »Das Phantom« und »Mädchen, Mädchen« in den vergangenen Jahren schon in die vorderen Riegen der deutschen Regisseure gedreht hat. Und das so jung! 1973 ist der Mann geboren.


Regisseur Gansel

Und wer so dachte, war froh, dann trotzdem hingegangen zu sein. Dieser Film ist nämlich ein großer.


1942 in Berlin. Der 17jährige Arbeitersohn Friedrich Weimer wird als großes Boxtalent entdeckt und bekommt eine einmalige Chance, wohl die Chance seines Lebens: er wird bei einer »Napola« (Nationalpolitischen Bildungsanstalt oder auch einfach »Hitler-Schule«) aufgenommen. Das waren Spezialinternate, in denen die zukünftige und, klar: männlich-mannhafte Elite des zu erwartenden nationalsozialistisch-großdeutschen Weltreichs herangebildet werden sollte. Gauleiter für Washington, London, Kapstadt und Minsk, bereit, die Stellen zu besetzen, sobald die Zeit dafür reif ist, sobald man den Endsieg errungen hat. Und das gab es wirklich (hätten Sies gewusst?!): Männer, die man heute gut kennt, die also auch sonst talentiert genug waren, größere oder große Karrieren zu machen, waren auf solchen Schulen: Hardy Krüger, Hellmuth Karasek, Alfred Herrhausen, um nur die im Filmtagekatalog genannten abzuschreiben, sind auf solche Schulen gegangen. (Karasek hat neulich bei Beckmann und Maischberger von seiner Zeit auf so einer Schule erzählt.)

Regisseur Gansel hat die Erzählungen seines Großvaters, dem dieser Film auch gewidmet ist, zum Anlass genommen. Der war Lehrer an NSDAP-Schulen und hat dem Enkel davon erzählt.