von Manfred Horn
Die Bielefelder Drogenberatung hat seit der vergangenen
Woche einen neuen VW-Transporter: Den größten Teil der Finanzierung übernahm
dabei die Stiftung Aktion Mensch. Mit dem knallroten Transporter sollen vor
allem Kinder von Drogenabhängigen kutschiert werden, um zu besonderen Angeboten
zu gelangen. Zugleich will die Drogenberatung auch gemeinsame Aktionen mit Kind
und Eltern durchführen, um die Familien zu fördern.
So will die Drogenberatung in der zweiten Herbstferien-Woche
eine Ferienbetreuung anbieten. Doch der Transporter soll nicht nur für Spiel,
Sport und Ausflüge genutzt werden. Auch kann er Kinder etwa zur
Ergotherapiestunde zu bringen. Ziel ist es, die Kinder von Drogenabhängigen zu
fördern. Denn oft sind deren Eltern so mit ihrer Sucht beschäftigt, dass sie
den Kindern keine Verlässlichkeit und Struktur bieten können. Selbst der Gang
zur Schule wird so zur wackeligen Angelegenheit.
Rund 2.500 von illegalen Drogen Abhängige leben in
Bielefeld, schätzungsweise 1.000 Kinder wachsen bei ihnen auf. Die
Drogenberatung hat Zugang zu vielen, weil sie Anonymität gewährleistet. »Viele
der Eltern hätten sonst Angst, dass ihnen ihr Kind weggenommen wird«, erklärt
Ulrich Möller, Psychotherapeut bei der Drogenberatung. Werden illegal
Drogenabhängige kriminalisiert, stellt sich zwangsläufig auch die Frage, was
mit den Kindern geschehen soll. »Wenn die Polizei Kenntnis hat, gibt es einen
Verfolgungszwang«, erklärt Tim Kähler, Sozialdezernent der Stadt. Deswegen ist
es besser, die Polizei weiß nichts davon, wenn Drogenabhängige Angebote der
Drogenberatung aufsuchen.
Die Stadt begrüßt das neue Angebot. Zwar gibt es ein
Hilfenetz für Kinder, doch keines für Kinder von Drogenabhängigen. Denn diese
Kinder sind oft besonderen Belastungen ausgesetzt: Schnell kommen sie in die
Position, die Familie zusammenzuhalten. Dies kann soweit reichen, dass sie
dafür sorgen müssen, dass ihre Eltern morgens aus dem Bett kommen. Die Angebote
sollen den Kindern Räume schaffen, auch mal wieder Kind zu sein, wie Thomas
Niekamp vom Sozial- und Kriminalpräventiven Rat der Stadt Bielefeld (SKPR)
erläutert. Hinzukommt, dass Kinder Drogenabhängiger statistisch ein sechsmal
höheres Risiko haben, selbst drogenabhängig zu werden. Dadurch wirkt die Arbeit
mit diesen Kindern sowohl präventiv und stabilisierend.
Mit der Kinderarbeit hat die Drogenberatung bereits
Erfahrung. Jahrelang gab es eine Kindergruppe. Über das Netzwerk Kids &
Ko bestehen Kooperationen mit verschiedenen Bielefelder Einrichtungen. Mit dem
Bulli im Hintergrund kann das Angebot nun erweitert werden. Der Kontakt zu
einigen Eltern besteht, weitere Kinder sind jedoch ausdrücklich erwünscht. Für
die Eltern entstehen keine Kosten.
Auskünfte erteilt die Fachstelle für Suchtvorbeugung der
Drogenberatung unter der Telefonnummer 0521. 96780 77