Webwecker Bielefeld: Gewitter

Donner und Dixie, in einem frischen Steingrau



»Das jüngste Gewitter«

Von Harald Manninga

Mausgrau, Aschgrau, Staubgrau, Zementgrau… In diesem Film wimmelt es nur so von alten Bekannten. Wenn man Loriot die Geschichten und Edward Hopper oder Gerhard Haderer die Bilder dazu machen ließe, es käme wohl ziemlich genau so ein Film dabei heraus. Nun hat diesen ja aber der Schwede Roy Andersson gemacht. Also genug der Vergleiche.

Es ist aber wirklich so: Manche Geschichten dieses Episodenfilms sind wie von Loriot: Angefangen beim Mann auf dem Balkon, der aus dem Hintergrund von seiner Frau gefragt wird, was er grad macht. (»Ich stehe hier…«) Selbst eine Badewanne kommt vor, und ein Ehepaar, das Stoffe – OK: einen Flurteppich aussuchen will.

Gott, wie muss es alles furchtbar sein in Schweden! Wenn es nicht so zum Lachen reizte, weil es so grotesk ist, ohne aber dabei »überzeichnet« zu wirken. Auch wenn da einer zum Tode verurteilt wird, weil er 200 Jahre altes Familiengeschirr für 14 Personen beim Tischtuchtrick zerteppert. Eine stets betrunkene Vettel fühlt sich von niemandem verstanden und keift auch ihren Lebensgefährten immer nur an, er möge sich entfernen; nicht ohne ihm hinterher zu rufen, dass sie bald nachkommt. Ein Psychiater hat keine Lust mehr, anderen die Stimmung aufzuhellen.

Und was nicht noch alles an Katastrophen, immer mal wieder untermalt von fröhlichstem Dixielandjazz.

Farb- und leblos ist das alles anzuschaun. Auch bewegungslos, die Kamera nimmt (fast) jede Szene in nur einer Einstellung und ungeschnitten auf, und selbst wenn bei einer Feier einer Studentenverbindung auf den Tischen – naja: getanzt wird, kann das Auge sich zwar an der einzigen »Fahrt« der Kamera erfreuen, hölzern und s-teif bleibt das doch alles.

Warum nur ist dieser Film dann trotzdem so abgrundtief komisch?

Denn das ist er, man kommt aus dem Lachen kaum heraus, obwohl eigentlich nichts daran zum Lachen ist. Aber dennoch…

Bei aller Farblosigkeit wirkt alles wie gemalt und fasziniert allein deshalb. Und irgendwo steckt dann doch der entscheidende Farbtupfer, man muss ihn nur schnell genug sehen. Und was nicht noch alles. Dolles Ding!