»Typisch antisemitisches Muster« (Interview Teil 4)
Nochmal zurück zum Antisemitismus: Ist es Ihrer Meinung nach so, dass der jetzt plötzlich wieder nach oben kommt, nachdem er vor der Wiedervereinigung unter der Decke gehalten wurde. Oder ist eine objektive Zunahme verzeichnet, weil die Deutschen denken: »Wir sind wieder wer!«Das ist schwer zu sagen. Ich denke der Antisemitismus wabert im Untergrund der deutschen Mentalität dauerhaft mit. Wann er an die Öffentlichkeit tritt, provoziert durch irgendwelche Ereignisse, zum Beispiel durch die Politik des Staates Israel, und wann es Menschen gibt, die glauben durch Äußerung dieses Antisemitismus Beifall auf sich ziehen zu können, das ist dann eher eine Zufälligkeit. Richtig ist sicher, dass wir zur Zeit einen so genannten Revisionismus haben, wo dies alles immer wieder siehe Möllemann, siehe Hohmann so mit dem Augenaufschlag der Unschuld und Naivität an die Öffentlichkeit gespült wird, im Grunde um zu testen: Wie weit können wir gehen, ist das schon salonfähig oder nicht. Ich denke, es gibt da einen gefährlichen Umstand an diesem Revisionismus: Je mehr die alte Generation wegstirbt und je mehr die neuen Generationen heranwachsen, je mehr in Deutschland im Grunde humane, menschenrechtliche, zivile Verhältnisse herrschen, umso unverständlicher wird es, dass Deutsche irgendwann mal diesen Holocaust angezettelt haben. Das ist für die junge Generation eigentlich gar nicht mehr erklärbar. Und da ist der Ansatz von Bieberstein sehr verführerisch, dass er sagt: Das waren ja eigentlich gar nicht diese naiven harmlosen, zivilen Deutschen. Die haben sich nur gegen das Unzivile gewehrt, gegen den socialismus asiaticus. Da haben sie vielleicht über die Stränge geschlagen, aber das kann man verstehen.
Also Notwehr.Ja, das Wort steckt mehr oder minder da drin. Vielleicht ist es sogar ausdrücklich gebraucht, ich weiß es jetzt nicht, da könnte man aber nach suchen.