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Drogenkonsumraum in der Borsigstraße eröffnet (04.06.2003)



Konsumraum
Konsumraum in der Borsigstraße: Praktisch hilfreich, juristisch unsicher


Am Montag der vergangenen Woche wurde in der niedrigschwelligen Kontakt- und Beratungsstelle der Drogenberatung an der Borsigstraße der neunte Drogenkonsumraum in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Er soll es Schwerstabhängigen ermöglichen zu überleben und helfen, sie in weiterführende Hilfsangebote ermöglichen.




Von Mario A. Sarcletti

Wären da nicht der Wachdienst und das hohe Eisentor vor der niedrigschwelligen Kontakt- und Beratungsstelle der Drogenberatung an der Borsigstraße, könnte der Besucher glauben, er betritt ein Kulturzentrum. Die Wände der Gebäude, die den etwa 60 Quadratmeter Innenhof umschließen, sind in freundlichem Gelb gehalten. Die gläsernen Flügeltüren des Cafes sind weit geöffnet, im Cafe und an den Gartentischen im Hof unterhalten sich Männer und Frauen angeregt. Sie sind jedoch nicht die normalen Besucher der Einrichtung, sie sind gekommen, um den Drogenkonsumraum der Einrichtung zu eröffnen.

Normalerweise wird das Gelände von Schwerstabhängigen bevölkert, denen die Drogenberatung in der Borsigstraße unter anderem eine drogentherapeutische Ambulanz und ärztliche Hilfe anbietet. Seit gestern wird das Angebot um einen Drogenkonsumraum ergänzt. In ihm können die Drogenabhängigen unter Aufsicht Drogen konsumieren. An acht Plätzen können sie Opiate, Kokain oder Amphetamine spritzen, an vier Plätzen rauchen. Der Drogenkonsumraum ist ein Teil des Drogenhilfekonzepts, das auch Therapie und Prävention beinhaltet. Der Raum dient vor allem der Überlebenshilfe.

Dass das Konzept funktioniert, betonte die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Birgit Fischer: »Wir haben mit den bisher acht Drogenkonsumräumen erreicht, dass die Zahl der Drogentoten erheblich gesunken ist«, so Fischer. Die Zahlen bestätigen sie: Im Jahr 2002 starben in Nordrhein-Westfalen 385 Drogennutzer, 2001 waren es noch 498 gewesen. Das entspricht einem Rückgang von 23 Prozent. Aber nicht nur der Überlebenshilfe sollen die Drogenkonsumräume - der erste wurde im April 2001 in Münster eröffnet - dienen. Sie ermöglichen auch den Kontakt zu Schwerstabhängigen, die durch andere Hilfsangebote nicht erreicht werden um sie in weiterführende Angebote zu vermitteln. Auch in diesem Bereich scheint das Konzept erfolgreich zu sein. Von April 2001 bis Juli 2002 konnten 1111 Besucher der Räume in weiterführende Angebote, wie soziale Hilfen oder qualifizierten Entzug vermittelt werden.