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Migranten haben es schwerer (17.12.2003)



Jugendliche MigrantInnen sind überproportional häufig in Haupt- und Sonderschulen. Die wenigen, die hohe Bildungsabschlüsse haben, kommen schlechter in einen Job als Jugendliche mit gleichem Bildungsabschluss, aber ohne Migrationshintergrund. Und: Die Familie spielt bei der Berufswahl von jugendlichen MigrantInnen eine immer geringere Rolle. Eine Untersuchung erfasste die entsprechenden Daten für die Regionen Bielefeld, Gütersloh und Herford




Von Manfred Horn

MigrantInnen haben es in Deutschland schwer, eine angemessene Arbeit zu finden. Häufig sind es mangelnde Sprachkenntnisse, die dafür sorgen, dass Migranten trotz guter Bildungsabschlüsse, die sich aus ihrem Herkunftsland mitbringen, vor der Tür bleiben. Wie aber ist die Situation von jugendlichen MigrantInnen, die meistens in der Bundesrepublik aufgewachsen sind und hier bereits ihre Schulzeit verbringen? Eine Untersuchung mit dem Titel »Zwischen Schule und Beruf – Migrantinnen und Migranten in der Region Bielefeld, Gütersloh, Herford« stellte hierbei verfügbares Zahlenmaterial zusammen und erhob selbst mittels Fragebögen Daten. MitarbeiterInnen der Fakultät für Padägogik der Universität Bielefeld erstellten diese Dokumentation. Sie bildet die Vorphase eines größer angelegten Projektes »Berufliche Qualifizierungsnetzwerke für Migrantinnen und Migranten« des Bundesinstituts für Berufsbildung.

Im Wirtschafts- und Sozialraum Bielefeld, Herford und Gütersloh leben 88.000 MigrantInnen, davon 12.000 im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Den höchsten Anteil von 16 bis 25jährigen MigrantInnen hat dabei die Stadt Bielefeld, immerhin ein Fünftel der gesamten Bevölkerung.

Bei der Zusammenstellung der Daten fiel zunächst auf, dass der Anteil von MigrantInnen in Haupt- und Sonderschulen besonders hoch ist. Er liegt in allen drei untersuchten Städten und Kreisen – Bielefeld, Herford und Gütersloh – über dem Vergleichswert der Schulen in NRW. Besonders in Bielefeld: Dort haben 61 Prozent der HauptschülerInnen einen Migrationshintergrund. In den Haupt- und Sonderschulen sind die männlichen Migranten stark überrepräsentiert.

Mit einem dreiseitigen Fragebogen untersuchte die Forschergruppe dann MigrantInnen aus der 9. und 10. Klasse mit Blick auf deren Berufswahlorientierung und Zukunftsplanung. Deutlich wurde, dass die Bedeutung der Eltern für die berufliche Zukunft der Jugendlichen abnimmt. Die zentrale Einrichtung für die Berufswahl ist hingegen das BIZ - das Berufsinformationszentrum des Arbeitsamts. Auch das Internet ist für die meisten SchülerInnen eine wichtige Informationsquelle. Die Berufswünsche spiegeln oft klassische geschlechtsspezifische Berufsbilder: Männer tendieren in den Metallbereich, Frauen eher ins Büro. Auffallend war auch, dass gut ein Fünftel der Befragten noch keinen Wunschberuf nennten konnten. Und das, obwohl in wenigen Monaten – die Befragung wurde im März 2003 durchgeführt – die Schule für sie zu Ende gehen sollte.

Doch auch wer einen Wunschberuf nennen kann, muss nicht automatisch damit rechnen, in einem solchen auch arbeiten zu können. Die Nichtvermittlungsquote steigt seit 2001 kontinuierlich, in Bielefeld liegt sie inzwischen bei zehn Prozent. Davon sind stark MigrantInnen betroffen, im Arbeitsamtsbezirk Bielefeld/Gütersloh konnten 2002 über 100 Jugendliche mit Migrationshintergrund in keine Ausbildung vermittelt werden. Eine hohe Diskrepanz zeigte sich bei nicht vermittelten BewerberInnen, die einen höheren Bildungsabschluss als die Mittlere Reife hatten. Im Vergleich zu den deutschen lag die Nichtvermittlungsquote der ausländischen BewerberInnen hier um rund zwölf Prozent höher. »Das Qualifikationskriterium scheint damit nicht alleinig über die Vermittlung von ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern zu entscheiden, vielmehr ist davon auszugehen, dass die Vermittlungsschwierigkeitn auch mit dem Migrationshintergrund zusammenhängen«, heißt es in dem Bericht der Fakultät für Pädagogik.