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»Ihr seid das Salz der Erde« (Teil 4)
Die Gedenktafeln vor dem Bielefelder Hauptbahnhof
Vor der Aufstellung der zwei metallenen Pulte stand ein Riesenberg Arbeit: Es gab keine Deportationslisten. Alles musste recherchiert werden. Geld gab es keines für das Mahnmal: »Wir haben alles selber bezahlt. Die Telefonkosten, die Reisen ins Ausland, Architekt und Schriftgestalter haben umsonst gearbeitet«, erzählt Decker. 30.000 Mark Spenden, die damals gesammelt wurden, gingen für die Materialkosten drauf.
Und heute? »Wir sind alle älter geworden«, stellt Decker nüchtern fest. Die Friedensgruppe ist noch zu viert, mit dabei der Sohn von Brigitte Decker. Die ist inzwischen 67 Jahre alt und immer noch voll Tatendrang. Sie geht in Schulen, um über die Geschichte des Holocaust zu erzählen. Sie arbeitet in der Arbeitsgruppe mit, die alljährlich die Gedenkveranstaltung der Stadt zum 9.November 1938 der Pogromnacht vorbereitet. Sie reist ins Ausland, um Überlebende zu treffen. Sie interviewt und sammelt historische Dokumente, ein Buch im Kontext des Mahnmals am Bahnhof soll entstehen. Sie war bereits mehrmals in Israel, in diesem Jahr an der Ostküste der USA: Immer in Kontakt mit Überlebenden.
Und sie war maßgeblich an einer Besuchswoche im September 2001 beteiligt: Überlebende ehemalige Bielefelder Bürger, unter anderem aus Dänemark, Schweiz, Holland und den USA reisten in die Stadt, aus der sie deportiert wurden oder fliehen mussten, weil sie jüdischen Glaubens waren. 20 waren es, plus Begleitung. Oberbürgermeister Eberhard David hatte zunächst die Idee, die Überlebenden nach und nach einzuladen. Decker hingegen sagte, sie könne nicht selektieren. Schließlich sind alle Überlebenden schon alt und können jederzeit sterben.
Das sah David ein und beschloss: Die Stadt lädt offiziell ein und trägt auch einen Großteil der Kosten. Die Besuchswoche endete genau einen Tag vor den Terroranschlägen in den USA. »Ein Ehepaar war im Flugzeug nach Philadelphia, wo ein Tag später die Maschine entführt und zum Absturz gebracht wurde«. Eine der Besucherinnen, Margot Heumann, betätigt sich als ehrenamtliche Stadtführerin in New York. Regelmäßig hatte sie morgens das World-Trade-Center im Programm. Nur eben am Dienstag, 11. September 2001 nicht. Da war sie nämlich vom Bielefeld-Besuch nach Schweden weitergereist. »Nach dem 11.9.2001 wäre die Besuchsreise nicht mehr zustande gekommen«, ist sich Decker sicher.
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