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Familie Schmull grillt (04.08.2004)






Was zu einer gelungenen Grillparty gehört, lässt sich bei den Nachbarn abgucken: Bunte Köstlichkeiten nebst Gebrauchsanweisung für ein gelungenes Fest.

Von Aiga Kornemann


Familie Schmull wohnt im Bielefelder Osten, einer traditionsreichen Wohngegend zwischen Arbeiterjugendzentrum, Lidl und Radrennbahn. 5. Kanton hieß der Bezirk einst und war der ärmste der Stadt. Hier siedelten sich die vom Lande zugewanderten Spinner und Weber an, um im ostwestfälischen Oberzentrum ihr Glück zu machen, was nur wenigen gelang. Mit dem Beginn der Industrialisierung kamen Fabrikarbeiter dazu. Deren Kinder und Kindeskinder leben hier noch heute, nur die Fabriken gibt es nicht mehr.


Abends wird gegrillt

Es ist schön im 5. Kanton. Auf großen Wiesen zwischen den Häusern kicken und kreischen die Kids, während Heranwachsende am Straßenrand über Autos plaudern, Werkzeug ausbreiten, um den Klang ihrer Hupen wetteifern und sich auf bröckligem Asphalt in Start- und Bremsmanövern üben. Die Alten schauen dem Treiben gelassen zu, legen die müden Beine hoch und lassen sich vom Schatten alter Bäume kitzeln. Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt, wird gegrillt.

Jede Familie hat ihren eigenen Grill. Da gibt es mit Holzkohle befeuerte Kugelgrills, Dreibeine und eckige Riesenroste für den großen Hunger. Gasgrills für die, die ungern Holzkohle entsorgen. Elektrische Grills, die Papa Schmull albern findet, was seine Tochter nicht davon abhält, am Wochenende neben einem Berg Wäsche auch ihren elektrischen Tischgrill mitzubringen. Weil der so praktisch ist, sagt sie und schmeichelt: »Guck mal Papa, da können wir uns so kleine Gemüse-Snacks direkt am Tisch machen.« Papa Schmull schweigt, soll sie doch, dann ist auf dem Rost mehr Platz für Fleisch und Fisch.


Die Grundausstattung

Heute braucht er besonders viel Platz, denn die Verwandtschaft hat ihren Besuch angesagt. Sorgfältig drückt Papa Schmull seinen Holzkohlegrill in den Rasen. Fest muss er stehen, so fest wie sein Vorsatz, sich in den Vorbereitungen von niemandem stören zu lassen. Schmull schleppt einen Tisch heran, justiert ihn in optimalem Abstand zum Rost. Breitet sein Besteck aus: Eine Zange mit langen Griffen und einen Küchenspatel zum Wenden. Einen Pinsel zum Bestreichen. Grillschalen für alles, was auf dem Grill bestrichen wird. Fischförmige Roste zum Zusammenklappen. Die Drahtbürste, mit der er später die Roste reinigen wird. Einen Vorlegeteller. Grillanzünder. Ein Feuerzeug.


Das Angebot

Junior schleppt einen Sack Holzkohle heran. Papa Schmull schüttet unterm ganzen Rost gleichmäßig Kohle auf, die Schicht nicht zu dick, nicht zu dünn, lieber zu viel als zu wenig. Nachschütten sprengt das Vergnügen, denn es dauert eine halbe Stunde, bis die Holzkohle wieder gut durchglüht ist. So lang wird Mutter Schmull auch brauchen, um die Berge von Köstlichkeiten aus der Küche in den Garten zu transportieren, die sie für diesen Abend vorbereitet hat. Nach und nach füllt sie den Tisch mit in Scheiben geschnittenen Auberginen und Zucchini, in Weinblätter gewickelten Schafskäse, mit Frischkäse und Knoblauch gefüllten Champignons. Auch das Fleisch holt sie jetzt schon heraus, damit es in Zimmertemperatur auf den Grill kommt. Beim Einkauf hat sie Fleischsorten gewählt, die kurze Garzeiten haben. Sie bringt fein marmorierte Filets von Rind und Schwein, Nackenkoteletts und Geflügelschnitzel.