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Helga Helsper: »Piratinnen! Das Meer gehört uns«



Titel: Piratinnen! Das Meer gehört uns

Faszinierende Welt der Piraten: wer denkt da nicht an Sonne, Freiheit und Abenteuer, Helden, die nur dann handeln, wenn sie Lust dazu haben, ein äußerst angenehmes Lebensprinzip, die ausgeübte Gewalt, was solls. Piraten, das sind tätowierte, kräftige, mitunter äußerst attraktive Männer, so das das Klischee der Filmindustrie. Doch erste Spuren weiblicher Piratinnen lassen sich bereits in der Antike finden, da setzte im dritten Jahrhundert vor Christus bereits Teutra von Illuryien, die Königin eines Piratenreiches, das sich vor der heutigen Küste des ehemaligen Jugoslawiens befand, den Römern heftig zu. „Waren sie eigentlich Heldinnen, diese Frauen, die man aus Seefahrergeschichten als „Furien“, „Megären“ oder „Flintenweiber“ kennt? Es waren zunächst einmal Frauen, die für ihre Rechte und Selbstständigkeit gekämpft haben. Wirtschaftliche Not, politische Interessen, äußerer Zwang, Flucht vor der ungewollten Ehe oder eine grundsätzliche Protesthandlung auch gegenüber der traditionell vorgesehenen Rolle sowie reine Abenteuerlust und Machtgelüste, das waren die Motive, die Frauen dazu brachten, ihr Leben an Bord zu verbringen.“

Allerdings war es zu jeder Epoche alles andere als einfach, das Leben an Bord eines Piratenschiffes, auch davon berichtet Helga Hesper einführend, für Frauen beinhaltete es noch einmal zusätzliche Härten. Oft mussten Frauen ihre Geschlechtsidentität verbergen, um überhaupt auf ein Schiff gelangen, leider auch, um sich vor Übergriffen zu schützen. Egal ob sie in der Antike, bei den Wikingern, im 17. Jahrhundert oder heute leben, den Frauen, die sich für ein Leben an Bord oder die Piraterie entschieden ist gemein, dass sie mit tradierten Rollenbild radikal brachen und brechen, sicherlich nicht immer widerspruchsfrei, aber meist voller Widerstandskraft, Mut und Selbstbewusstsein. In diesem Sinne sind die vorliegenden Beschreibungen der unterschiedlichen Piratinnen, von Teutra bis Chen-Chiao, eine geschäftstüchtige Chinesin, der bis 1938 eine ganze Flotte unterstand, mehr als spannend.

Vielleicht erinnert sich die eine oder andere: selbst in Disneys kurzweiligem „Fluch der Karibik“ tritt Johnny Depp alias „Captain Jack Sparrow“, zwar nicht ganz freiwillig und mit etwas Widerwillen ein äußerst imposantes Schiff an eine Frau seiner Crew ab, die gemeine Piratin wird zur Piratenchefin, auch das war und ist möglich. Helga Hesper, die selbst mit Begeisterung segelt, beschreibt in dem liebevoll gestalteten Band „Piratinnen! Das Meer gehört uns“ – erschienen in der Reihe „blue notes“ der edition ebersbach - die Geschichte der weiblichen Piraterie. Seit der Geschichte der Seefahrt gibt es Freibeuter, Piraten, die auch heutzutage den großen Handelsschiffen auf den Weltmeeren zusetzen, bekannt ist z.B. ihr Operationsgebiet vor der südamerikanischen Küste oder im südchinesischen Meer. Grund ist i.d.R. die herrschende Armut, ein Streifzug auf See verspricht leichte und oft auch fette Beute, so dass ganze Familienclans oder Dörfer so ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Frauen, Piratinnen, das wird deutlich, sind aus diesen lukrativen, immer noch gewalttätigem und mörderischen Handwerk nicht wegzudenken.

Helga Hesper, Piratinnen! Das Meer gehört uns, edition ebersbach, 2004, 14 Euro

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