Webwecker Bielefeld: lecker01

Süße Träume werden wahr (02.02.2005)






Naschlust kann die eifrigsten Kalorien-Zähler in gierige Monstern verwandeln. Wer nach qualitativ hochwertigen Süßigkeiten sucht, die auch noch einen Nährwert haben dürfen, findet in Bioläden die Alternative zu Keks & Billig.

von Aiga Kornemann

Im düsteren Februar lockt die Lust auf Süßes besonders heftig. Wer sie sich versagt, träumt heimlich um so heftiger vom Last Minute Trip ins Schlaraffenland. Mal abgesehen von knusprigen Broilern, die dort angeblich durch die Gegend flattern, sollen Lollis wie Primeln im Gras blitzen, Pralinen zu Tausenden am Strauch hängen und Bäume sich unter der Last blühender Gummibärchen-Dolden biegen. Hier werden süße Träume wahr.

Womöglich hält die Erinnerung ans Vollbad im süßen Fruchtwasser die Naschlust ein Leben lang wach. Vielleicht tobt auch ein Urviech im Menschen, das sich in Zeiten der Dürre mit natürlich süßen Früchten Energie und kurzfristig auch Sättigung verschaffte. Wer weiß das schon. Abseits biologistischer Erklärungsversuche bleibt die Erkenntnis, dass es zutiefst befriedigt, den Ruf der Ernährungswissenschaft nach maßvollem Zuckergenuss gelegentlich zu überhören.

Ihren Schatten zeigt die Süße selbst. Nach rohen Rezepturen lieblos zusammengerührt, kann sie alle begleitenden Geschmacksnuancen ersticken und schmeckt dabei immer noch nach mehr. Weil sie es leid sind zu naschen, bis ihrem Magen Zucker, Backtriebmittel und undefinierbare Begleitstoffe aufstoßen, wechseln viele Süßschnäbel zu hochwertigem Zuckerwerk.


Wie Zucker kann Bio sein?

Als qualitativ hochwertig und politisch korrekt preisen Bioläden ihre mittlerweile beachtliche süße Warenvielfalt. Deren Süße reicht von fruchteigenem Zucker über heimische Zuckerrüben und Honige aus aller Welt bis zu, je nach Anteil an Melasse, mal mehr, mal weniger karamellig duftendem Zuckerrohr. Süßes Backwerk gibt es in allen Ausmahl-Graden von vollwertig bis zum Bio-Weißmehl, das auch den KonsumentInnen schmeckt, die Nährwert in Schlickerkram grundsätzlich als Stilbruch empfinden.

In feinstem Schokoschmelz, in Fruchtgummis oder edlem Getreide geborgen, kitzelt ein Feuerwerk geschmacklicher Eigenart den Gaumen, das den einen hervorragend und anderen zu fremd schmeckt. Weil in Geschmacksachen nur Ausprobieren hilft, sei besonders denjenigen, die immer noch am Klischee vom bröseligen Energiebällchen festhalten, ein Selbstversuch empfohlen. Es lohnt sich.

Heiß umstritten ist der Nährwert süßer Naturkost. Die Kontroverse um Zuckergehalt und Verarbeitungsgrad des Zuckers in Biowaren wird seit Jahren geführt und so schnell auch kein Ende finden. VerbraucherInnen kommt diese Diskussion zugute, denn sie vergrößert das Angebot, in dessen Rahmen jeder selbst entscheidet, wie »weiß« der Zucker sein darf, der die Lust auf süße Leckereien stillt.


Für Selbermacher: Rezepte für köstliche Pralinen auf home.t-online.de/home/andreas.frantik/schoko.htm

zurück zum Menü