Webwecker Bielefeld: Lucky Luke

Schweiger sagt nicht viel



Lucky Luke gegen die Daltons

Von Harald Manninga

Ernsthaft: 27 Millionen Euro soll dieser Streifen gekostet haben. Unter anderem für Sand, den man im spanischen Almería, einem der Drehorte, extra ankarren musste, weil der vorhandene Strandsand nicht westernstadtmäßig genug aussah. Um all dieses Geld auf dem deutschen Markt nicht komplett in denselben zu setzen (schließlich ist dieser Film eine frz./dt./span. Koproduktion, also muss auch etwas dt. Geld wieder reingeholt werden), hat man erstens Til Schweiger als »Lucky Luke« besetzt, um das deutsche Publikum irgendwie zu locken, zweitens den Titel in eine Art Mogelpackung verwandelt. Im Original heißt der Film nämlich einfach »Les Dalton« und zwar zu Recht: Lucky Luke kommt nämlich zusammengenommen grad mal etwa drei Minuten lang vor.

Und selbst »Les Dalton« reduzieren sich i.w. auf die Hälfte dieser Viererbande, denn der Film konzentriert sich auf Krawallbürste Joe und Dumpfbacke Averell, gespielt von den französischen »Comedy«-Größen Eric und Ramzy. Das sind Namen, die dort ungefähr einen ähnlichen Klang haben wie hierorts vielleicht Erkan & Stefan.

Genau so sieht der Film dann auch aus. Nur mit dem Unterschied, dass man in Frankreich – andere Länder, andere Sitten? – offenbar die Pointen, oder was man dort dafür halten mag, aus noch tiefer gelegenen Schubladen ziehen kann, als das selbst bei so Leuten wie Erkan & Stefan oder Tom Gerhardt oder dergl. möglich wäre, was hier so als »Comedian« rumläuft. Was bei denen wie ganz unten aussehen würde, lässt sich von unsern südwestlichen Nachbarn noch übertreffen. Also genauer gesagt: untertreffen.

Dass man in Frankreich mit krudem Slapstick, tumben Scherzchen und übertriebenem Körpereinsatz durchaus reüssieren kann, haben so Leute wie Louis de Funès zur Genüge gezeigt. Und das sogar so, dass damit auch anderswo Erfolg zu haben war, denn Funès hat in seiner merkwürdigen Kleinbürger-Anarchie ja durchaus auch was Subversives. Gegen dieses Werk sind Funès-Filme mithin geradezu hochintellektuelles Autorenkino.


Mit den Daltons aus der Comic-Feder von Morris und Goscinny hat dieser Film grade mal die Namen gemein. Und genau genommen nicht mal das, denn die mittleren Dalton-Brüder Jack und William werden gar nicht erst mit Namen genannt, so marginale Staffage sind sie. Von Lucky Luke nicht zu reden. (Dem aber immerhin die früher mal obligatorische Selbstgedrehte wieder gestattet wird! Eine Zigarette allerdings, die Til Schweiger sich schön lässig aus dem Mundwinkel hängen lässt aber nie anzündet.) Pferd »Jolly Jumper« hat ein bißchen Pflichtauftritt. Hund »Rantanplan« ebenfalls, und das auch noch dilettantisch computerverfremdet mit stahlgrauer Kartoffelnase.

Ach, und überhaupt...

Dabei ist noch gar kein Wort darüber verloren, wie abgrundschlecht die deutsche Version synchronisiert ist. Sowas wie »Yepp!«, ca. 70% des Wortschatzes von Lucky Luke, nicht lippensynchron hinzukriegen, dazu gehört schon was. Oder liegt das einfach nur an der mangelhaften Übersetzung, und er sagt im Original an der Stelle was ganz anderes? »Oui« zum Beispiel oder dessen flapsige Entsprechung »ouais«? Das sind so Fragen...

Noch so ne Frage: Was würde wohl dabei rauskommen, wenn Erkan und Stefan einen »Realfilm« über Fix und Foxi machen wollten? – Blöder könnte auch das wohl nicht werden, aber da wäre ja schon die Vorlage vergleichsweise indiskutabel.

Es soll schon Versuche gegeben haben, Stroh zu Gold zu spinnen. Hier hat man den umgekehrten Fall geprobt. Mit vollem Erfolg.