Webwecker Bielefeld: Back to Gaya

Hooray for Hannywood (... oder doch nicht?)



»Back to Gaya« (Start: 18.03.04)

Von Harald Manninga

Nun hat also auch eine deutsche Produktionsfirma sich getraut, einen CGI-Film in die Kinos zu lassen. CGI heißt ungefähr: »computer-gemacht, irgendwie«, und es ist schon beachtlich, was die »Ambient Entertainment GmbH« aus Hannover da auf die Leinwand zaubert. Der Beweis ist erbracht: Nicht nur die Amerikaner vom Schlage Disney oder Dreamworks, auch andere Leute können das!

Die Knuddelwesen Boo (intelligent aber ängstlich) und Zino (heldenhaft aber ein bißchen doof) sind die Stars einer erfolgreichen Trickserie (!) im Fernsehen. Eines bösen Tages müssen sie ihre virtuelle Welt jedoch verlassen, weil ein durchgeknallter Professor aus der – nun ja: »realen« Welt, also von vor dem Bildschirm, einen magischen Stein aus ihrer Trickwelt stiehlt, den sie unbedingt wiederhaben müssen.

Positiv dabei: Die (leider etwas platte) Story spielt sehr eindrucksvoll mit dem Potential, das in der Vermischung mehrerer virtueller Welten liegt: einerseits der Trickwelt der TV-Serie, anderereits der ja auch nur trickmäßig vorhandenen »Realwelt«, in der die Trickfiguren Boo und Zino nach ihrem magischen Stein suchen und allerlei Gefahren bestehen müssen, die es nur in einer Trickwelt geben kann, wobei es sich hier ja aber trotzdem um… usw. Und auch die Umsetzung der computeranimierten Möglichkeiten in Sachen Effekte und realitätsnaher Abbildung braucht den Vergleich mit amerikanischen CGI-Filmen absolut nicht zu scheuen.

Und genau hier liegt aber auch ein größeres Problem: Nicht nur, dass man »Back to Gaya« (was soll übrigens der englische Titel?) natürlich unwillkürlich mit US-Produkten wie »Findet Nemo« oder »Shrek« und dergl. vergleicht. Außerdem drängt dieser Vergleich sich zusätzlich z.B. durch die Auswahl der SprecherInnen auf, nicht zuletzt Friedrich Schoenfelder (gute achtzig, aber immer noch auf Achse!), dessen schöne und charakteristische Stimme man aus unzähligen Disney-Verdeutschungen kennt. Der »Realismus« der Figuren geht gar so weit, dass deren Lippen- und Zungenbewegungen beim Sprechen englische Worte formen und nicht deutsche. Damit sieht dann der Film nicht nur so aus, als wäre er von drüben, er klingt auch noch so, als wäre er »nur« für ein deutsches Publikum nachsynchronisiert. Es gibt nicht einmal einen deutschsprachigen Abspann: Es wird einem weisgemacht, man habe in der Rolle, die besagter Schoenfelder spricht, Patrick Stewart (»Captain Picard« von der Enterprise) gehört... Und auch die anderen Stimmen, z.B. die von Michael »Bully« Herbig als Boo oder Wolfgang Völz als Bürgermeister der Trickwelt Gaya muss man schon selber erkennen.

So bleibt dann als eine Art Fazit, dass der computerische Anteil dieses Trickabenteuers zwar recht schön gelungen ist. Aber was erwartet man auch sonst von einem computeranimierten Film? Das ist zwar einigermaßen artig anzusehen, aber es reicht nicht, um daraus einen wirklich guten Film zu machen.

Dabei hatten die Hannoveraner bei diesen und anderen Dingen hochkarätige Hilfen, zum Beispiel Bob Shaw und Don McEnery, Autoren von u.a. »Das große Krabbeln«, oder auch John Chatwick, der früher mal für George Lucas gearbeitet hat, die Musik ist vom Briten Michael Kamen (»Robin Hood«, »Lethal Weapon«, »Stirb Langsam« ...) und Mousse T., selbst der Name einer Hauptfigur mutet wie geklaut an: »Boo« hieß schon das kleine Mädchen in »Monster AG«.

Und schon relativiert sich die Freude darüber, daß es gekonnte Computeranimation auch außerhalb der USA gibt, denn auf diese Weise ist es schon fast von vornherein ausgeschlossen, so einem Projekt ein anderes als ein amerikanisches Gepräge zu geben. Schade drum.