Maximales und Geheimes (Teil 3)
Dies wird auch durch die eingesetzten Bilder deutlich: Sie zeigen Ansammlungen, Gruppen, Demonstrationen: Seht her, wir sind viele und wir sind real. Das Extrem: Schaut, wir repräsentieren das wirkliche Volk. Zentral ist auch die Musik. Auf den rechtsextremen Seiten wird sie angeboten, läuft im Hintergrund, zumindest aber finden sich Links zu Seiten, wo rechte Musik heruntergeladen werden kann. Die Musik hat sich dabei in den vergangenen 15 Jahren deutlich ausdifferenziert: Inzwischen gibt es Pop, Rock, Neofolk, Metal, Liedermacher und so weiter. Die ganze Palette von Musikstilen wird genutzt, um rechtsextremes Gedankengut zu transportieren.
Auch arbeiten die Seiten mit einem Lösungsmythos. Die Presse lügt, das System ist der Fehler, lauten dabei zwei zentrale Aussagen. Simple Alternativen werden angeboten, wie alles besser werden soll für die Deutschen. Eine Ästhetik des Maximalen und des Geheimen sei das, die zugleich Wert auf Öffentlichkeit legt und im Internet eine Bühne gefunden hat, sagt Witsch.
Rechtsextreme Internetseiten drücken dabei ziemlich genau die Vorgehensweise entsprechender Parteien und Kameradschaften aus: Die Ideologie wird vor allem emotional über Feste, Musik, Gemeinschaft transportiert. Damit die Nazi-Propaganda nicht greift, sei mehr Schulung notwendig. Gerade die Professionellen, also Erzieher, Pädagogen, Sozialarbeiter, Lehrer, Dozenten, um nur einige Proffessionen aus diesem Feld zu nennen, müssten sich in ihrer Ausbildung eigentlich mit dem Thema auseinandersetzen. Dies geschehe oft nicht, mangels Angeboten oder auch mangels Interesse, erklärt Witsch. »Wegschauen ist offenbar oft bequemer, nach dem Motto: Ich bin schon auf der richtigen Seite«.