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Kampagne zu fairer Sportbekleidung (08.03.2006)





Gemeinsam für faire Sportartikel: Ein Bündnis von zahlreichen Organisationen präsentiert sich auf dem Rathaushausbalkon




Von Manfred Horn

2006 ist ein Fußballjahr. Seinen Höhe- oder auch Tiefpunkt könnte es für die vielen Fußballfans, die hierzulande zu ihrer Elf halten, im Juni erfahren. Doch eigentlich hat die Fußball-WM kommerziell gesehen längst angefangen: Inzwischen bieten Banken WM-Kredite und von jedem zweiten Joghurt-Becher lachen die frechen Jungs vom WM-Logo.

Beim Fußball geht es um viel Geld, und das nicht nur im Profibereich. Auch der Kicker auf der Straße braucht zumindest eines: Einen Ball. Deren Produktion ist längst globalisiert. Heimische Schweineblasen, die Kicker aus ländlichen Gegenden noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts benutzt haben, sind ziemlich out. Obwohl sie, besonders als Abfallprodukt der Schweinepest, die in NRW umläuft, bestimmt billig zu haben wären.

Doch Fußbälle werden vor allem genäht. Zwar ist der offizielle WM-Ball des Sportherstellers Adidas geklebt, doch das ist noch die Ausnahme. Einen Fußball herzustellen, ist vor allem mühsame Handarbeit. Und die wird in Entwicklungsländern geleistet. In Pakistan werden 80 Prozent der weltweit im Umlauf befindlichen Fußbälle zusammengenäht. Dies geschieht in kleinen Werkstätten in den Dörfern der ländlichen Umgebung von Sialkot, oft unter Mitwirkung der Kinder.

Führende Sportartikelhersteller wie Adidas, Reebock u. Nike sind nicht nur aufgrund der Arbeitsbedingungen in den asiatischen Sportschuhwerkstätten in die Kritik geraten, sondern auch wegen der Kinderarbeit beim Zusammennähen von Fußbällen. Sie errichten deshalb große Nähzentren in zentralen Lagen, zu denen Frauen und Kinder keinen Zutritt haben. Sie lassen sich ihre Produktion zertifizieren, von der strengen ›Fair Trade‹ Kennzeichnung nehmen sie aber lieber Abstand. Dies gilt auch für Molton, der Firma, von der Arminia Bielefeld die Fußbälle bezieht.

Die Stadt Bielefeld wiederum hat im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit der Pflasterung der Altstadt beschlossen, bei städtischen Baumaßnahmen auf ein Zertifikat seitens der Hersteller zu bestehen: Diese sollen bitte schön nachweisen, dass die Produkte ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. War der Stein des Anstoßes die Altstadtsanierung mit dem geplanten chinesischen Sandstein, dessen Abbau ohne Kinderhände nicht gesichert erschien, gilt die Verordnung inzwischen allgemein bei der Stadt. »Bei jedem Auftrag kann nun ausbeuterische Kinderarbeit ausgeschlossen werden«, erklärt Baudezernent Gregor Moss.


Auch Erwachsene ohne Ausbeutung

Kinderarbeit ist ein weltweites Problem vor allem in den armen Gesellschaften. Heute arbeiten nach Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation ungefähr 250 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren, viele von ihnen ganztags. Mag das Einkommen der Kinder mit westlichen Maßstäben auch gering sein, für die Familien ist es oft überlebenswichtig. Deswegen ist das Verbot der Kinderarbeit zwar ein richtiger Schritt, gleichzeitig müsse aber sichergestellt werden, dass Erwachsene ausreichend verdienen können, merken Experten an. Denn dann drohe, wie Elisabeth Neske vom Welthaus Bielefeld berichtet, dass die Kinder in die Bereiche arbeiten geschickt würden, in denen Kinderarbeit noch nicht verboten ist. Und Marle Kopf von der Verbraucherzentrale in Bielefeld ergänzt: »Wir lehnen auch Produkte aus ausbeuterischer Erwachsenenarbeit ab«.