Webwecker Bielefeld: hostel

China, Hostel und 9/11



Von Matthias Süncksen

Mit einer radikalen Neuauflage von Horrorfilmen der 80er soll zur Zeit die Kinokasse zum Klingeln gebracht werden. Der Folter-Schocker »Hostel« von Eli Roth, nach einem Drehbuch von Quentin Tarantino, streift dabei auch Brennpunkte globaler Politik.

Zunächst entfaltet der Film einen subtilen aber durchaus heftigen Grusel, denn es scheint eingeplant, dass dem Zuschauer die Essenz der Story bekannt ist (nämlich, dass einige jugendlich-naive Europa-Touristen ihr Ende in den Händen sadistischer Folterknechte finden werden). Da führen schon harmlose Geplänkel in den Strassen Amsterdams zu Gänsehaut, weil man ahnt, was kommen wird.

Aber das brutale Ende der jungen Männer, angelockt vom Abenteuer und den Frauen, wird keineswegs als Strafe für ihren (letztlich unschuldigen) Vergnügungsdrang dargestellt, wie andernorts gedeutet wurde, vielmehr transportiert Roth mit seinen Klischee-Amerikanern unerwartete menschlich-echte Momente, die angesichts des erst noch anstehenden Grauens umso intensiver wirken. Und dann gibt es eine Reihe einfallsreicher Seitenhiebe auf politische Tagesthemen: der Trip nach Osteuropa, welches den Jungs als Schlaraffenland verkauft wurde, führt nicht etwa in einen Tourismusmagneten wie Prag, sondern in eine Art Laybyrinthstadt, die fatal an chinesische Kultur erinnert. Selbst die ersten Personen der folgenden Szene sind Chinesen, und es ist ein Chinese, der die zum Folter-Center umfunktionierte verfallene Fabrik wie ein Kasino erklärt, mit dem Satz »Dies ist der Ort, wo sie all ihr Geld verlieren können.«.

Eine andere Stelle liest sich wie auf die Zeit nach 9/11 gemünzt. Da fällt dem einzigen Überlebenden sein ehemaliger Foltermeister eher zufällig vor die Füße und der Zuschauer kommt nicht umhin, sich zu erinnern, dass im Verlauf des Films immer wieder betont wurde, dass die Touristen *Amerikaner* sind – denn als dieser letzte Überlebende der US-Touristen ohne zu Zögern rücksichtslos Rache nimmt für das erlittene Unrecht, kann der Zuschauer ihm das nicht gerade verübeln.

Der Film behelligt den Zuschauer aber nicht mit einer durchgängigen politischen Aussage, es sind eher Denkanregungen und Seitenhiebe, insgesamt handelt es sich also um kurzweiliges Unterhaltungskino – wenn man es solange aushält.