Webwecker Bielefeld: Da Vinci Code

Verschwörungsgeschwurbel



The Da Vinci Code – Sakrileg

Von Harald Manninga

Unser Fremdwort Skandal kommt vom griechischen »skándalon«, was soviel wie Ärgernis bedeutet, außerdem aber auch Lockung oder Lust. So stehts im »Griechisch-deutschen Schul- und Handwörterbuch« von Wilhelm Gemoll. Man könnte also vielleicht behaupten, dass der Spruch »Den Een sin Uhl is den Annern sin Nachtigall« hier in einem einzigen Wort zusammengefasst ist. Jedenfalls wird auf diese Weise z.B. mal deutlich, warum unqualifiziertes Gezeter über ein Kinowerk, das noch niemand gesehen hat, auf der andern Seite erst recht das Publikum anzieht. Und nachdem der »Da Vinci Code« jetzt in den Kinos ist, wird fleißig nachgelegt. Zuletzt meldete sich die US-amerikanische »National Organization of Albinism and Hypopigmentation« aus dem Bundesstaat New Hampshire zu Wort: Da fürchtet man jetzt, aufgrund des Streifens würden mittelalterliche Ressentiments gegen sogenannte Albinos wieder hochkochen, weil doch der böse Serienmörder ebenfalls einer ist. Mal gespannt, wer noch alles um die Ecke kommt, denn jener außerdem noch etwas tumbe Mords-Albino (ein auf reinweiß geschminkter Paul Bettany, alle echten »Albinos« fielen im Casting durch) trägt zu seiner Mönchskutte ja z.B. Sandalen! Gibt es irgendwo eine Organisation der Latschenträger, die sich jetzt auf die Zehen getreten fühlen könnte? Wir werden es wohl erfahren. Oder besser nicht.

Nun basiert der... naja, nennen wir das ruhig mal »Film« ja aber noch dazu auf einem Roman-Bestseller. Auch das wird sicher dazu beigetragen haben, dass dieses Lichtspiel schon im Vorfeld so viel Aufmerksamkeit bekam. Sogar als Eröffner bei den Festspielen in Cannes wurde es genommen, die sich ja immer wieder gerne mal für ein Skandälchen gut sind. Und wo der »Code« seit der Pressevorführung am Dienstag Abend nochmal ordentlich auf die Mütze gekriegt hat, allerdings aus ganz anderen Gründen. Wie und wo immer man sich beim Vorabgezerre einordnen mag: Zumindest die Kritiker-Schelte aus Cannes ist gerechtfertigt.

Im Louvre wird der Kurator des Museums von einem geheimnisvollen Mönch erschossen. Dieser Kurator ist nämlich im Privatleben außerdem Mitglied einer Geheimgesellschaft, die ein Jahrhunderte altes und hochbrisantes Geheimnis hütet: Die wirklich echte Wahrheit über den Heiligen Gral. Zufällig ist zur gleichen Zeit der Symbolforscher Robert Langdon (Tom Hanks) zu einem Vortrag auch in Paris. Weil der erschossene Kurator eine rätselhafte Botschaft hinterlassen hat und außerdem lt. Terminkalender für den Abend mit Langdon verabredet war, holt Kommissar Fache (Jean Reno) den Wissenschaftler an den Tatort. Vielleicht kann er ja helfen.

Kann er auch, gerät aber selbst in Verdacht, den Kurator ermordet zu haben. Mit der Hilfe von Sophie Neveu (Audrey Tautou), Polizistin, Geheimschriftenexpertin und Enkelin des erschossenen Museumskurators, kommt Langdon nach vielen Wendungen, brenzligen Situationen, Symbolinterpretationen sowie mit viel mehr oder weniger hintergründiger Einflussnahme des »Opus Dei« und der »Prieuré de Sion«, die jeweils sehr unterschiedliche Ziele in dieser Sache haben, hinter das Geheimnis der Liebesbeziehung zwischen Jesus von Nazareth und Maria aus Magdala.

Wie wohl aus dem Vorabgezerre um irgendwelche Blasphemie – wenn nicht Schlimmeres – bekannt, ist der Name »Opus Dei« ja alleine schon für jede Menge Verschwörungstheorien gut, die auch reichlich bemüht werden. Von der Geheimgesellschaft »Prieuré de Sion« wusste man das vielleicht vorher so nicht, außer man hätte den Roman gelesen. Aber spätestens wenn es um den »Templerorden« geht, sind die Dinge wieder zumindest halbwegs klar, die Fronten zwischen Ketzern und wahrscheinlich orthodoxem Katholizismus einigermaßen abgesteckt. Wer jetzt evtl. erwartet, dass aus all dem auch irgendwelches Tempo oder gar Spannung entstehen müsste, irrt sich allerdings gewaltig.