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Umstieg auf alternative Kraftstoffe (24.05.2006)



Steigende Benzinpreise und schwindende Erdölvorräte lassen die Nachfrage nach Alternativen für den Autoantrieb steigen. Mit Erdgas, Flüssiggas, Biodiesel und Pflanzenöl konkurriert in Deutschland gleich ein Quartett darum, Benzin und Standard-Diesel den Rang abzufahren. Durch den Umstieg können Autofahrer sowohl Geldbeutel als auch Umwelt schonen. Allerdings hat jede der Alternativen sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Verbraucherzentrale NRW: »Uneingeschränkt empfehlenswert ist keiner der vier Kraftstoffe«.

Wer Erdgas als Antrieb favorisiert, hat zunächst mal Kosten – entweder für die Umrüstung, 2.500 bis 4.500 Euro, oder für den teureren Neuwagen: im Vergleich zum Benziner 3.000 Euro und zum Diesel 1.500 Euro mehr. Interessant wird der Wechsel für alle, die mehr als 20.000 Kilometer pro Jahr fahren. Denn bis 2020 gewährt der Staat Steuervorteile. Wer viel im Ausland unterwegs ist, benötigt ein so genanntes bivalentes Fahrzeug mit zusätzlichem Benzintank. Denn nur in Deutschland, der Schweiz und Norditalien gibt es ausreichend Erdgas-Tankstellen.

Die Umrüstung von Benzinern auf Flüssiggas/Autogas (LPG) ist weniger aufwändig als bei Erdgas. Zertifizierte Fachbetriebe legen ab 1.800 Euro Hand an. Über 1.000 Tankstellen in Deutschland (180 in NRW) und 11.000 in Europa sowie die günstigen Preise lassen LPG derzeit regelrecht boomen. Geplant ist, die bisherige Steuerbegünstigung bereits 2009 auslaufen zu lassen. Die Folge fürs Portemonnaie: 20 Cent pro Liter mehr.

Aus dem alternativen Quartett lockt Biodiesel mit dem dichtesten Tankstellennetz. Doch trotz der 1.900 Zapfsäulen: Dem Sprit vom Feld gehört nicht die Zukunft. Denn Dieselneufahrzeuge – insbesondere mit Partikelfilter – erhalten von den Autoherstellern keine Freigabe für den Umstieg auf den aggressiven Treibstoff. Für ältere Dieselfahrzeuge mit dem Okay der Hersteller müssen einige Regeln wie beispielsweise der Austausch des Kraftstoff-Filters beachtet werden. Vom Umstieg auf Biodiesel profitiert auf jeden Fall die Umwelt und – wegen Steuervorteilen – noch auch der Geldbeutel.

Wie Biodiesel wird auch Pflanzenöl aus Raps gewonnen. Die Vorteile: Es stammt aus der Region, schont die Umwelt und – dank der bisherigen Steuerbefreiung – das Budget. Dagegen stehen als Manko: Qualitätsschwankungen, eine fehlende Qualitätsnorm sowie mögliche Probleme bei Haftung und Garantie. Da ist es ratsam, sich vor der Umrüstung genau nach Risiken zu erkundigen und in einer erfahrenen Fachwerkstatt beraten zu lassen. Der Nachteil fehlender Zapfsäulen – in Nordrhein-Westfalen gibt es lediglich 30 Stationen – lässt sich mit einem eigenen Tank ausgleichen. Denn Pflanzenöl darf privat gelagert werden. Dazu ist weder eine Genehmigung erforderlich noch existieren Sicherheitsauflagen.

Grundsätzlich sollte vor einer Umrüstung geklärt werden, wer die Kosten trägt, wenn schon vorhandene Aggregate nach dem Umbau ausfallen. Denn die übliche Garantie des Herstellers für die Kraftstoffanlage erlischt beim Wechsel etwa von herkömmlichem Diesel zu Pflanzenöl. Die Verbraucherzentrale NRW mahnt dringend: »Finger weg von Schnäppchenangeboten und Selbstbausätzen«. Die jeweiligen Fachverbände haben einheitliche Standards für Nachrüstbetriebe festgelegt und nennen Adressen.

Die Verbraucherzentrale hat zu jedem der alternativen Kraftstoffe auf einem DIN-A4-Blatt weitere Informationen inklusive Adressen von Fachverbänden zusammengestellt: Erdgas, Flüssiggas, Biodiesel, Pflanzenöl. Mehr Informationen: www.verbraucherzentrale-nrw.de