Ihre
Altersgenossen spielen nach der Schule am Computer, gehen in Sportvereine oder
treffen sich mit Freunden. Svenja Herschhausen (15) und Hannah Niedenführ (16)
gehen einmal pro Woche in die Bahnhofsmission. Sie helfen Reisenden und stehen
ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Immerhin
jeder dritte Deutsche über 14 Jahren, also rund 23 Millionen, arbeitet unentgeltlich
für einen guten Zweck oftmals wenig beachtet vom Umfeld. Der Gedenktag der
Vereinten Nationen am 5. Dezember will daher die Anerkennung für das Ehrenamt
stärken.
Svenja
und Hannah erzählen nur wenigen ihrer Mitschüler von ihrer Arbeit in der Bahnhofsmission
in Bielefeld. Diese wird gemeinsam vom Evangelischen Gemeindedienst im
Johanneswerk und der Caritas getragen. Umso mehr Dankbarkeit und Anerkennung
erfahren sie von den Menschen, denen sie helfen. Viele der Hilfesuchenden sind
schon alte Bekannte, man kennt sich und tauscht Neuigkeiten aus. »Ich habe hier
viele interessante Leute kennen gelernt«, erzählt Hannah. Zumeist sind es
ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen, die Unterstützung beim
Bahnsteigwechsel oder Kofferschleppen brauchen Alltag in der Bahnhofsmission.
Obwohl
beide Mädchen schon länger dabei sind, gibt es immer wieder Situationen, die
sie noch lange danach beschäftigen. Die verzweifelte junge Mutter zum Beispiel,
der das Portemonnaie gestohlen worden war und die nicht einmal mehr Kleingeld
um zu telefonieren. Eine Albtraumsituation für die meisten, die nicht einfacher
dadurch wurde, dass sie mit einem schreienden Kleinkind am Bahnhof in einer
fremden Stadt stand. Doch Svenja und ihr Teampartner konnten der weinenden Frau
zusammen helfen. Polizei rufen, Anzeige erstatten, EC-Karte sperren, DB-Service
informieren, die Großmutter anrufen und eine neue Fahrkarte besorgen selbst
einen Schnuller für das Baby kauften sie.
Auch
Hannah kann nicht alles Erlebte sofort abhaken. Sie denkt noch oft an ein
Mädchen genauso alt wie Hannah selbst , das von Zuhause abgehauen war und
nun auf der Straße stand. Hannah half mit, das Jugendamt zu verständigen und
das Mädchen sicher unterzubringen. Während sie das erzählt, kommt ein alkoholisierter
Mann herein, fragt nach übriggebliebenen Broten. Bahnhöfe sind nicht nur
Knotenpunkte für die Reisenden, sondern auch Anlaufstelle für viele Obdachlose.
Probleme habe Hannah damit nicht, erzählt sie.
»Unsere
Mitarbeiter sind immer in Zweier-Teams unterwegs«, sagt Marcel Bohnenkamp,
Leiter der Bahnhofsmission. Ein jüngerer bekommt dabei immer einen älteren
Kollegen zur Hand. »So können sich Kompetenzen ergänzen. Die Jungen bringen
zwar mehr Schwung und die größere körperliche Kraft mit, aber sie profitieren
von der Lebenserfahrung der Älteren. Deshalb sind für uns beide Ehrenämter
das junge und das alte wichtig.«