Hitler wars! (Teil 3)
Auch sei es bemerkenswert aus wie wenig Bild-Quellen sich die Knoppschen Filme speisen. Oft werden Bilder aus der Wochenschau oder aus anderen NS-Organen verwendet ohne darauf hinzuweisen, dass man gerade die Sicht des Reichsministeriums für Propaganda vorgesetzt bekommt.
In den anderen Kapiteln des Buches geht es um den »Hitlerismus«
im Film »Der Untergang«. Eine Auseinandersetzung mit der idealisierten Sicht der Wehrmacht des Instituts für Zeitgeschichte nimmt ebenfalls viel Raum ein. Das Institut kritisierte lautstark die erste »Wehrmachtsausstellung«. Mit den Vorwürfen hat sich Heer schon in seinem vorherigen Buch »Vom Verschwinden der Täter« ausführlich auseinander gesetzt. Es wird aber auch ein Gegenbild vorgestellt. Einerseits die heftige Kritik Dietrich Bonhoeffers am deutschen Bürgertums. Andererseits die Auseinandersetzung einiger Autoren mit der eigenen Familiengeschichte im und nach dem Nationalsozialismus in Romanform.
Nach der Lesung hatte der Webwecker die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit Hannes Heer:WebWecker:
Sie sprechen in ihrem Buch im Zusammenhang mit dem »Untergang«, Guido Knopp oder dem Institut für Zeitgeschichte von einer geschichtspolitischen Wende. Ihr vorheriges Buch »Vom verschwinden der Täter...« ist auch eine deutliche Kritik an der zweiten Ausstellung zu den Verbrechen der Wehrmacht die eine ähnliche Stoßrichtung hat. Könnte man ihrer Meinung nach die zweite Ausstellung auch in den Kontext der »geschichtspolitischen Wende« einreihen? Hannes Heer: Ich würde sagen wir haben so eine Wende spätesten seit dem Beginn des neuen Jahrtausends. Das kann man an vielen Beispielen ablesen. Die zweite Wehrmachtsaustellung ist so ein Beispiel wo alles harmonisiert und alles sozusagen auf einen Konsens runter gedimmt wird. »Der Brand« von Jörg Friedrich ist ein Beispiel dafür wie aus Tätern plötzlich Opfer werden.
Fest und Guido Knopp machen ja schon lange ihre Sachen. Fest hat in den Siebzigern und Knopp in den Neunzigern angefangen. »Der Untergang« hat aber für eine bestimmte Geschichtsbetrachtung wieder ein Tor aufgemacht. Nämlich die Nazizeit als eine Geschichte von wenigen Schurken und einer Masse von eigentlich Unbeteiligten, tragisch Verstrickten oder Verführten. Insofern markiert der Film eine Radikalisierung eines beschönigenden und entlastenden Geschichtsverständnisses. Es ist immer einfach, wenn man jemand hat, der, der Sündenbock ist. Der Titel meines Buches Hitler wars ist ein Entlastungsmanöver das im Moment Konjunktur hat. Insofern kann man von einer geschichtspolitischen Wende sprechen, die sich natürlich schon länger entwickelt hat.